Eine Jobbörse für Jungschützen
24.12.2022

Interview Schützen-Oberst Sebastian Verhoeven zur Idee eines „rollierenden Dinners“

Lippstadt – Der Lippstädter Schützenverein möchte Jungschützen und potenzielle zukünftige Arbeitgeber zusammenbringen – und zwar mit einem rollierenden Dinner, ähnlich einem Speed-Dating. Für diese Idee hat der Verein in diesem Jahr beim Zukunftspreis der Warsteiner Brauerei den zweiten Platz belegt. Der Lippstädter Dr. Sebastian Verhoeven (42), seit diesem Jahr Oberst des Lippstädter Schützenvereins. erklärt im Patriot-Interview die Hintergründe.

Was steckt hinter Ihrer Idee, ein rollierendes Dinner mit dem Motto „Jungschützen treffen Unternehmen“ zu organisieren?

Die Idee lehnt sich an das Motto des Forschungsprojekts „Tradition im Wandel“ an, das mit dem Zukunftspreis verknüpft ist. Wir wollen unseren Mitgliedern mehr bieten als drei Tage Schützenfest im Jahr, sie für ein Netzwerk begeistern – und dieses Netzwerk ist in unserem Fall der Schützenverein. Es bietet vielleicht den Weg zu einem Ausbildungsplatz oder dem Berufseinstieg nach dem Studium beziehungsweise als Geselle.

Aber ist dieses Knüpfen auch von beruflichen Kontakten nicht das, was ohnehin auf einem Schützenfest nebenbei passiert? Nach dem Motto: Du, ich kenn da wen, den kannst Du mal fragen ...

Ich glaube, die Zeiten von „Vitamin B“ sind ein bisschen vorbei – jedenfalls bei Mittelständlern mit einem Auswahlprozess und Compliance-Regeln. Und zugegebenermaßen hat sich auch der Markt verändert, denn jetzt suchen die Betriebe ja geradezu händeringend.

Wie ist denn die bisherige Resonanz?

Als Termin für das Dinner peilen wir Ende Februar, Anfang März an. Aktuell sprechen wir die Jungschützen über die sozialen Medien an; sie können sich dann über eine einfache Eingabemaske anmelden. Auch an unserem Stand auf dem Weihnachtsmarkt höre ich von 16- bis 25-Jährigen, dass sie die Idee gut finden. Je nach Branchen-Interessen wollen wir dann auf Betriebe zugehen. Einige Firmen haben sich übrigens gleich nach Bekanntwerden des Projekts gemeldet und ihre Bereitschaft signalisiert. Wir veranstalten den Abend auch für ein Dutzend Teilnehmer, ich hoffe aber auf fünfzig bis hundert – alles darüber fände ich schon unglaublich.

Wer kann denn überhaupt teilnehmen?

Wir richten uns vor allem an an junge Schützen und Schützinnen – aber nicht nur aus unserem Verein, sondern auch aus jenen in der näheren und weiteren Umgebung und natürlich an Mitglieder aus Musikkapellen. Wir wollen niemanden ausschließen, vielleicht gewinnen wir so ja sogar neue Mitglieder. Aber das verbindende Element des Treffens soll eben das Schützenwesen sein. Wer damit buchstäblich nichts am Hut hat, für den- oder diejenige könnte es vielleicht ein etwas langweiliger Abend werden. Gleichzeitig unterscheidet uns diese Gemeinsamkeit von normalen Jobbörsen. Solche Messen können andere, professionelle Dienstleister nämlich bestimmt besser ausrichten als wir.

Was ist genau geplant? Mit 2500 Euro Preisgeld ließe sich ja doch einiges anstellen.

Erst einmal: Das Preisgeld der Warsteiner Brauerei ist nicht zweckgebunden, wir werden es auch für andere Dinge einsetzen. Ich hoffe bei dem Treffen von Jungschützen und Arbeitgebern auf einen Abend in lockerer Atmosphäre mit vielen guten Gesprächen – das klingt fast ein bisschen wie Schützenfest, oder? (lacht). Als Veranstaltungsort stelle ich mir auch eher einen Saal als gleich eine ganze Schützenhalle vor. Jedenfalls sollen sich die Firmen erst einmal kurz allgemein vorstellen, und dann geht es in Einzelgesprächen weiter – wie bei einer Art Speed-Dating. Das Schützenwesen kann dabei als Eisbrecher in den Gesprächen dienen, muss es aber nicht.

Die Uni Paderborn begleitet bekanntlich den Warsteiner Zukunftspreis. Ist sie in die Veranstaltung eingebunden?

Ja, das ist sie tatsächlich, und zwar der Bereich der Kulturwissenschaften. Es geht ja um Tradition im Wandel. Wenn durch das Treffen dann tatsächlich Arbeitsverträge zustandekommen – toll! Wenn nicht, hatten wir hoffentlich einen schönen Abend, an dem junge Menschen die Firmen und Berufsperspektiven vor Ort besser kennengelernt haben. Das wäre auch in Ordnung.

Das Gespräch führte
Axel Schwade.

Preis bei Warsteiner Schützenkonferenz

Der Preis an den Lippstädter Schützenverein war im Rahmen der fünften Warsteiner Schützenkonferenz vergeben worden – die Lippstädter vereinten bei einem Online-Voting knapp 7000 Stimmen auf sich. Bei der Konferenz geht es um das Forschungsprojekt „Tradition im Wandel“ der Uni Paderborn. Sebastian Verhoeven begrüßt das gemeinsame Suchen nach Ideen („Nachahmen erlaubt“) und schlägt einen Projektpool vor.

Quelle: Tageszeitung "Der Patriot"

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.